Hexenverfolger



Die TränenprobeZur Zeit der Hexenverfolgung gab es verschiedene Gruppen von Verfolgern, die aus unterschiedlichen Motiven an der Jagd teilnahmen. Unter den Verfolgern befanden sich einerseits geistliche Würdenträger, die die Hetzjagd aus religiösen oder persönlichen Motiven unterstützten. Andererseits existierten auch profane Verfolger wie Landesherren, Forscher, Gelehrte und das gemeine Volk, die sich der Zauberjagd entweder aus Glaubensgründen oder aus der wirtschaftlichen Motivation heraus anschlossen. Manche Verfolger lassen sich jedoch nicht eindeutig einer dieser Rubriken zuordnen, da die Kirche damals sowohl geistliche als auch weltliche Macht verkörperte. So hatte das geistliche Oberhaupt vor Ort als Landesherr ebenso die weltliche Macht inne, die darin bestand, dass er auf diese Weise Todesurteile fällen durfte.

Entgegen der weitverbreiteten Annahme, die Kirche sei in diesem Fall mit "katholisch" gleichzusetzen, ereigneten sich auch Hexenjagden, die von protestantischer oder kalvinistischer Seite geführt wurden. Auch Mitglieder verschiedener Orden, wie beispielsweise die des Jesuitenordens, beteiligten sich in einigen Fällen an den Massenverfolgungen. Dabei spielten besonders Priester eine tragende Rolle, weil sie bei verschiedenen Gelegenheiten dazu genötigt wurden, mitzuwirken. Wegen ihrem Ruf, mit den übernatürlichen Kräften vertraut zu sein, fiel es ihnen nicht leicht, Widerstand zu leisten. Durch diesen Aberglauben konnten sie schnell in den Verdacht der Zauberei geraten, worauf eine Anklage mit anschließendem Hexenprozess gefolgt wäre. Durch die Verbreitung ketzerischer Schriften mittels Buchdruck konnten auch Theologen - zumindest auf theoretischem Wege - die Hexenjagd vorantreiben und legitimieren. Als Beispiel hierfür kann man Luther anführen, der darauf bestand, dass es die Aufgabe eines jeden Christen sei, die Hexenverfolgung zu unterstützen.

Neben den Verfolgern auf geistlicher Seite, gab es auch auf weltlicher Ebene zahlreiche Anhänger der Zauberjagd, die hauptsächlich aus finanziellen und beruflichen Motiven handelten. Sie konnten sich durch Zauberprozesse am konfiszierten Vermögen der Hingerichteten bereichern und so Karriere machen. Denn es war leicht möglich, mit der Hexenverfolgung Geld zu verdienen. Dies war ein weiterer Grund zur Weiterführung der Hexenverfolgung, denn eine Abschaffung derselben hätte wahrscheinlich zu einer Wirtschaftskrise geführt, da diese viele finanziell zu Grunde gerichtet hätte. Neben denen, die Hexenprozesse um des Geldes Willen abhielten, agierten manche aus religiöser Überzeugung. Darüber hinaus kam es vor, dass Menschen nur an der Hexenverfolgung teilnahmen, um nicht Gefahr zu laufen, selbst als Hexe(r) beschuldigt zu werden. Andere wiederum benutzten diese Hetzjagd, um ihre persönlichen Interessen durchzusetzen. Als Beispiel sei der Mann genannt, der seine Ehefrau auf diese Weise loswerden konnte.
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Verantwortung der Kirche


Ein BildDie Hexenjagd ereignete sich in der Zeit der Reformation und des dreißigjährigen Krieges. Damals war die Kirche gespalten, und das nicht nur in Fragen der Reformation, sondern auch bezüglich der Hexerei und des Aberglaubens. Ein schwacher Glaube herrschte, denn es wurde mehr über Religionsfragen diskutiert, als an Gott geglaubt. An Stelle des Glaubens trat dann Aberglaube, der ebenfalls Ursache für viele Hexenprozesse war. Die Tatsache, dass die Kirche ihre Spaltung mit aller Gewalt verhindern wollte, zog weitere Hexenprozesse nach sich. Wäre es zu einer Kirchenspaltung gekommen, hätte es vielleicht weniger Opfer gegeben. Man kann nicht davon ausgehen, dass in katholischen Gebieten mehr Menschen den Hinrichtungen zum Opfer gefallen sind, als in evangelischen. Allein schon die Tatsache, dass es im protestantischen Deutschland nicht wenige Massenhinrichtungen gab, belegt dies. Das Vergleichen der Opfermengen fällt jedoch schwer, da das Volk seine Religionszugehörigkeit der der Landesherren anpasste (cuius regio, eius religio), die während des dreißigjährigen Krieges ihre Konfession nach der ständig wechselnden politischen Lage richteten. Für die Masse der Bevölkerung spielte ihre Glaubenszugehörigkeit kaum eine Rolle, da sie religiös nicht gebildet war. Das lag einerseits an der hohen Analphabetenrate, zum anderen aber auch an der Unkenntnis der lateinischen Sprache, in der sämtliche Gottesdienste gehalten wurden.

Zunächst war die Zauberjagd nicht Sache der Kirche, da sie prinzipiell nicht für die Verurteilung der vermeintlichen Straftat "Schaden durch Zauberei" zuständig war. Denn materielle Schädigung anderer war Angelegenheit der weltlichen Justiz. Zwar gab es einige kirchliche Gerichte, aber es war nicht ihre Aufgabe, sich um schwere Fälle wie der Hexerei zu kümmern. So mußte der Geistliche sich nicht am Blut eines Menschen vergehen. Die weltlichen Gerichte jedoch nutzten und mißbrauchten Argumente auf religiöser Basis, um die Angeklagten zu überführen. Dadurch, dass viele geistliche Landesherren, die als unprofessionell und herschaftsschwach galten, viele Befugnisse an ihre Untergebenen übertrugen und sie zu wenig kontrollierten, wurden Missstände leicht von ihnen übersehen. Auch kam es häufig zur Verfolgung von armen Leuten, obwohl man lehrte, dass Hexen fähig seien, sich alles zu verschaffen, was sie haben wollen. Galt es auch anfänglich als Ketzerei, zu glauben, dass die Hexerei existierte, so war es später nicht auszudenken, die Hexerei für eine Täuschung zu halten.

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Eine kleine Hexe

Catherina Horst und Sebastian Sommer

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