Punisch-römische "Erbfeindschaft" - Einleitung zur 3. Dekade
(Titus Livius, ab urbe condita XXI, 1)
In einem Abschnitt meines Werkes erlaube ich mir, das als Vorwort vorauszuschicken,
was die meisten Historiker an den Anfang ihres Gesamtwerkes erklärt haben, dass ich den denkwürdigsten aller Kriege,
die jemals geführt wurden, beschreiben werde, den die Karthager unter der Leitung Hannibals mit den Römern austrugen.
Denn weder kämpften (jemals) irgendwelche Stämme und Völker gegeneinander, die stärker hinsichtlich ihrer Machtmittel waren,
noch hatten gerade diese jemals mehr kriegsverwertbare Macht noch Kampfmoral;
Und sie brachten durchaus ihnen nicht unbekannte, sondern im ersten punischen Krieg erprobte Strategien ein. Und so sehr
wechselte das Kriegsglück und war die Entscheidung offen, das die, die letztlich siegten, einer Katastrophe recht nahe waren.
Sie kämpften auch beinahe mit größerem Hass als mit physischen Kräften, wobei die Römer darüber entrüstet waren, dass bereits
Besiegte von sich aus ohne Grund die Sieger angriffen, und die Karthager, weil sie glaubten sie stünden unter einer arroganten
und ausbeuterischen Herrschaft.
Man erzählt sich auch, dass der etwa neunjährige Hannibal einst in kindlicher Weise seinen Vater Hamilkar schmeichelnd bat,
ihn mit nach Spanien zu nehmen -jener brachte nach Beendigung des Afrikanischen Krieges ein Opfer dar und befand sich
im Aufbruch, dorthin überzusetzen - und dass damals Hannibal an den Altar geführt wurde, das Opfer berührte und eidlich dazu verpflichtet wurde,
Feind des römischen Volkes zu sein, sobald er das könne.
Den sehr selbstbewussten Mann ließ der Verlust von Sizilien und Sardinien keine Ruhe. Denn zum ersten sei Sizilien aus vorschneller
Verzweiflung an der
Lage aufgegeben worden und zum zweiten sei Sardinien während der Unruhen in Nordafrika durch eine List der Römer ihnen wegnenommen und obendrein
noch mit Abgaben belegt worden.