C. Sallustius Crispus (86-34 a. Chr)
C. Sallustius Crispus (86-34 a. Chr)

Sallust

Die Anfänge Roms (Sallust, coni. Cat., 6)

Die Stadt Rom gründeten und bewohnten, wie ich wenigstens vernommen habe, zuerst Trojaner, die unter Aeneas' Führung geflüchtet und ohne festen Wohnsitz umhergeirrten, und mit ihnen Aboriginer, ein Bauernvolk ohne Gesetze, ohne Obrigkeit, ganz frei und ungebunden.

Nachdem diese sich in einer Stadt zusammengekommen waren, wuchsen sie, man kann es kaum glauben, trotz verschiedener Abstammung, ungleicher Sprache und anderen Lebensgewohnheiten leicht zusammen: So war in kurzer Zeit aus einem zerstreuten und nicht sesshaften Haufen durch Eintracht Bürgerschaft geworden.

Nachdem ihr Staat aber an Bürgern, an guten Sitten und Gebiet gewachsen war und ganz und gar glücklich und mächtig schien, erregte ihr Wohlstand, wie es meistens bei den Menschen zugeht, Neid. Daher griffen die benachbarten Könige und Völker sie mit Krieg an. Nur wenige von den Freunden leisteten Hilfe; denn die anderen mieden von Furcht eschüttert (und gelähmt) die Gefahren.

Aber die Römer waren im Krieg wie im Frieden konzentriert bei der Sache, rüsteten auf, ermutigten einander, zogen den Feinden entgegen, schützten Freiheit, Vaterland und Eltern mit den Waffen. Hernach, als sie dann die Gefahren durch ihre Tapferkeit abgewehrt hatten, brachten sie ihren Freunden und Bundesgenossen Hilfe und erwarben sich dadurch Freunde, dass sie Dienste mehr erwiesen als empfingen.

Sie hatten eine gesetzlich geordnete Staatsgewalt, der Name für diese war der Königstitel. Ausgewählte Männer, deren Körper durch die Last der Jahre geschwächt, deren Geist aber an Weisheit stark war war, berieten das Gemeinwesen. Diese wurden - vielleicht wegen des Alters, vielleicht wegen der Ähnlichkeit der Fürsorge - Väter genannt.

Später, als sich das Königtum, das ursprünglich zur Wahrung der Freiheit und Mehrung des Reiches gedient hatte, in Willkür und Gewaltherrschaft verkehrt hatte, änderten sie diese Gepflogenheit und legten sich eine jährlich wechselnde Regierung zu und jeweils zwei Männer als Amtsinhaber. Auf diese Art glaubten sie, könnte der menschliche Geist am wenigsten durch Schrankenlosigkeit ausarten.

Übersetzung: Hans-Jürgen Günther



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Hans-Jürgen Günther

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