Witz und Geist
iocus elegans


Cicero

Über den Witz (Cicero, de officiis I, 103/104)

(103) Denn nicht sind wir von der Natur dazu geschaffen worden, dass wir dem Anschein nach zu Spiel und Scherz in die Welt gesetzt wurden, sondern eher zu ernsthaftem Tun und zu bestimmten bedeutsameren und wichtigeren Aufgaben.
Und die Art des Scherzens selbst darf nicht ausgelassen und maßlos sein, sondern edel und geistreich.
Wie wir nämlich Kindern nicht jegliche Freiheit zum Spielen geben, sondern eine derartige, die zu Handlungen eines anständigen Charakters passt, so sollte gerade im Witz irgend ein Geistesblitz einer rechtschaffenen Gesinnung aufleuchten.
(104) Überhaupt kann man auf zweierlei Arten witzig sein: zum einen gemein, frivol, niederträchtig und schmutzig, zum anderen vornehm, geistreich und vor Einfällen sprühend.
An dieser Art sind reich nicht nur unser Plautus und die alte attische Komödie sondern auch die Bücher der sokratischen Philosophen, und es gibt viele geistreiche Zitate vieler Leute, wie die, die vom alten Cato gesammelt wurden.
Leicht also ist die Unterscheidung zwischen einem anständigen und einem gemeinen Witz.
Der eine, wenn er zum rechten Zeitpunkt gemacht wird, wenn man entspannt ist, und wenn er zu einem anständigen Menschen passt; der andere passt nicht zu einem freien Mann, wenn die Gemeinheit in den Worten sich schändlichen Sachverhalten anpasst.

Übersetzung: Hans-Jürgen Günther




Cicero (latein)


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Hans-Jürgen Günther

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